Dienstag, 6. März 2012

Nachts, wenn alles schläft ...

... steig ich beim Nachbarn ein. Quatsch, ich liege ja selber im Bett. Und wenn doch, dann wird in diesem Fall aus dem Zaungast zunächst einmal der flotte Zaunkönig - und diese Spezies kann bekanntlich fliegen. Die steigen eben nicht einfach so irgendwo rein und zwitschern können die übrigens auch, sind ja schließlich Singvögel, wenn auch keine nachtaktiven. Die gibt es einen Ort weiter. Die können aber nicht singen sondern nur tratschen. Hiermit wären wir dann - das persönliche Umfeld liebt meine berüchtigten Kausalketten - also beim "to twitter". Jetzt weiß der Zaungast übrigens auch, woher der gelbe Held der eigenen Kindheit seinen Namen weg hat. "Tweety". Da haben sich die Jungs und Mädels in den Disney-Studios seinerzeit ja richtig was einfallen lassen. Jetzt bin ich doch ein wenig desillusioniert - aber nur eine Winzigkeit entfernt, den Zusammenhang herzustellen von einem Zaungast, der als Zaunkönig auf einem Zaun sitzt, dabei fröhlich bei Twitter zwitschert, während er über soziale Netzwerke im Allgemeinen nachdenkt. Na, kann die geschätzte Gartenkolonie noch folgen? So ging es mir jedenfalls heute morgen, als ich mit Entsetzen in einem bekannten sozialen Maschendrahtgeflecht feststellen musste, dass ich des frühen Morgens neun nach sechs nicht der erste war, der einem guten Freund zum Wiegenfeste gratulieren konnte. Die Chance bestand. Es waren aber welche schneller. 0:30, 1:05, 1:40 .... Ich frage mich in solchen Momenten, ob es nicht sinnvoller erscheint - statt des nächtens sinnentleert mit rot unterlaufenden Augen einsam vor dem Rechner zu hocken - doch lieber beim Nachbarn einzusteigen. Klingeln ginge sicher auch - und dabei noch einen fröhlichen Mitternachtssong auf den Lippen trällern. Wer weiß, welche zwischenmenschlichen Kausalitäten sich daraus entwickeln. Oder sind das dann nackte Tatsachen?

2 Kommentare:

  1. Sollte der Nachbar - bekleidet oder nicht - freundlich die Tür öffnen, könnte man zumindest gemeinsam einen zwitschern, was sich mit "twittern" nur völlig unzureichend übersetzen ließe; man denke nur an die Beschränkung der auf einmal zu zwitschernden Elemente ...

    AntwortenLöschen
  2. Das, verehrter "Mit-auf-dem-Zaun-sitzender", ist gar treffend formuliert. Zumal das reale Zwitschern in Gänze mit der gebotenen temporärem Intensität - auch Leistungsbereitschaft genannt - durchaus das "Ein-Sitzen-haben" nach sich zieht. So wären wir dann beim zwitschernden Sitzenbleiber/haber.

    AntwortenLöschen